GALIZIEN

Geschichte und Genealogie der ehemaligen deutschen Siedlungen in der  Umgebung von Lemberg (Lviv/Westukraine)

bearbeitet von

Werner Kraus

> werner-kraus@web.de <

HISTORY AND GENEALOGY

of the former German settlements near Lemberg in Galicia / Western Ukraina

betreffend die katholischen Orte / regarding the places with catholic people

Wiesenberg, Bruckenthal, Weissenberg, Ottenhausen, Münchenthal, Mierzwica, Mokrotyn, Brunndorf, Burgthal, Ebenau, Soposzyn, Michalówka, Josefina ...

 

Karte der Umgebung Lembergs mit deutschen Orten

 

Die Galiziendeutschen sind wie viele Millionen Deutsche am Ende des Zweiten Weltkrieges vertrieben worden. Sie waren aber schon 1940, zu Kriegsbeginn, aus ihrer Heimat Galizien in polnische Gebiete umgesiedelt worden und mussten das Elend im Flüchtlingstreck zweimal erleben. Ihre kulturellen Wurzeln haben die Galiziendeutschen in der Österreichischen Monarchie. Seit etwa 1782 lebten deutsche Siedler in dem österreichischen Kronland Galizien, wo ihre Wirtschaftsform Vorbildcharakter für die ukrainische und polnische Bevölkerung hatte. Ihr Weg von der Pfalz nach Galizien war 1700 Km lang.

Nach 1990 entstanden durch Besuche von Galiziendeutschen und ihrer Nachkommen in den historischen Orten der heutigen Westukraine viele neue Kontakte auch unter jungen Menschen mit Aussicht auf ein freundschaftliches Zusammenleben in einem geeinten Europa.

The Galicia-German people have been expelled at the end of the Second World War similar like many other Germans. However already in 1940, at war beginning, they had been resettled from her native country Galicia to Polish areas. So they had to experience the misery in the refugee's trail twice. Their cultural roots have the Galicia-Germans in the Austrian monarchy. Since about 1782 German colonists lived in Galicia where her economic system had model character for the Ukrainian and Polish population.

Many visits of Galicia-Germans and her descendants in the old places of the today's Western Ukraine originated after 1990 many new contacts also among young people with view of an amicable living together in united Europe.

> Letzte Aktualisierung/Korrektur:  

> 11.02.2024 <

 

Aktuelle Hinweise:

 

 

1.  Galiziertreffen in Kütten bei Halle

 

Am 16. Juni 2020 wurde mit Frau Wiese aus Kütten vereinbart:

Wegen der Corona-Epidemie wird es 2020 kein Galiziertreffen in Kütten geben, weil die meist älteren Teilnehmer zur besonders gefährdeten Gruppe in der Corona-Epidemie gehören. Seitdem fanden keine Galiziertreffen mehr statt.

Am 13. Dezember 2023 wurde Frau Wiese eine Chronik der Galiziertreffen übergeben. Das sind alle Berichte von 1997 bis 2019 über die Treffen in Ostrau und Kütten. Damit ist ein altersbedingtes Ende der Galiziertreffen Ostrau/Kütten erreicht, es sei denn, in Kütten oder Ostrau finden sich Nachkommen der Galiziendeutschen, die weitere Treffen organisieren möchten.

 

 

Am 28.09.2019 fand das letzte Galiziertreffen der katholischen Orte in der Umgebung von Lemberg in Kütten bei Halle mit etwa 60 Teilnehmern statt. Näheres in dem Bericht zum 21. Galizertreffen, der wie jedes Jahr in der Vereinszeitung der Galiziendeutschen „Blickpunkt Galizien“ veröffentlicht wurde. Achtzig Jahre nach Verlassen der Heimat Galizien wurde dieses Ereignis in einem Vortrag gewürdigt unter dem Titel

die Umsiedlung der Galiziendeutschen 1939/40

 

Im Verein „Hilfskomittee der Galiziendeutsschen e.V.“ habe ich einige Jahre lang mitgearbeitet und auch dort werde ich demnächst meine Mitwirkung beenden. Der Verein heißt jetzt

„Die Galiziendeutschen – Geschichte und Erinnerungskultur e.V.“

und ist erreichbar unter >galizien-deutsche.de<.

 

Es ist erstaunlich mit welcher Energie und Zuversicht die Mitglieder des Vorstandes und die Mitarbeiter im Beirat die Gemeinschaft der Galiziendeutschen und deren Nachkommen durch ihre Arbeit zusammenhalten. Für die gute Zusammenarbeit bei den Veranstaltungen möchte ich mich hiermit bedanken. Für die Zukunft wünsche ich, dass die freundschaftlichen Kontakte zu den Menschen im fernen Galizien bald wieder durch Reisen in eine freie unabhängige Ukraine möglich sein werden.

 

 

 

Abschließend soll hier der kulturelle Wert der Sprache der Galiziendeutschen mit Hilfe von Audio-Dateien im Dialekt dokumentiert werden. (Wegen der begrenzten Speicherkapazität der homepage sind die Audiodateien nicht vollständig hörbar).

The languages of Galicia demonstrated in the dialect of Palatinate 

 

  1. Sprachenvielfalt in Galizien
  2. Wie kam das pfälzische nach Galizien?

Inhalt / contents :

 Karte der Umgebung Lembergs mit deutschen Orten / map of environment of Lemberg

 Zur Geschichte der deutschen Ansiedlungen in Galizien / history of German colonization in Galicia

 Kurze Beschreibungen deutscher katholischer Orte bei Lemberg  / short description of German villages near Lemberg

 Die Umsiedlung der Galiziendeutschen 1939/40 in den Warthegau  / resettlement of German people from her native country Galicia to Polish areas in 1939/40

 Tagebuch des Pfarrers Ferdinand Weber über die Flucht aus dem Warthegau vor der Roten Armee im Januar 1945

 Wortsammlung und Beispiel zur wiesenberger Mundart / Translation of some typical words in dialect to German

 Zur Person / about me

 

Galizien und die Zeit       

 

(Werner Kraus 2005/2007)

 

In fernen, längst vergang'nen Tagen

mit Gottvertrau'n und Pferd und Wagen

zog damals eine kleine Schar

vom Pfälzerland und von der Saar

nach Osten in das Land am Bug

und spannte Ochsen vor den Pflug.

 

Galizien hieß das Land der Träume,

in den Himmel wüchsen dort die Bäume -

versprach der Kaiser im fernen Wien.

Dort könnte man, wenn auch mit Müh'n

auf freiem Grund als Bauer leben

und nach dem Glück im Leben streben.

 

Doch die erste Erfahrung, begleitet von Not,

war die Sorge um das tägliche Brot.

Erst die Kinder genossen die Früchte der Saat

und die Menschen fanden sich zu gemeinsamer Tat:

Schule und Kirche wurden schon bald

zum Fundament für des Dorfes Zusammenhalt.

 

Mit Müh' und Fleiß wurde viel geschafft

mit Ukrainern und Polen in Nachbarschaft.

Man lebte weiter nach deutscher Art,

hat manchen Gulden sich gespart,

sprach pfälzisch, ukrainisch, polnisch gar,

so ging das hundertfünfzig Jahr.

 

Dann wechselten die Herren im Land,

es regierte nun der Unverstand.

man wollte nicht leben unter Hammer und Sichel

und kehrte heim zum deutschen Michel:

Bei eisiger Kälte, mit Fuhrwerk und Bahn

kam man endlich in Deutschland an.

 

Doch auf polnischem Land wurde die Ansiedlung befohlen

zum Unglück der Deutschen und zum Schrecken der Polen.

Schon nach fünf Jahren Arbeit war die Mühe vergebens,

es folgte die Flucht unter Einsatz des Lebens:

über ganz Deutschland, mitten im Winter

zerstreuten sich diesmal Galiziens Kinder.

 

Mit Trauer besah man nun Deutschlands Reste

und machte doch aus dem Unglück das Beste.

Das Leben ging weiter, man versucht es aufs Neu',

die galizische Schule war hilfreich dabei ...

Die Erkenntnis kam bald - und nun lastet sie schwer:

Das alte Galizien - das gibt es nicht mehr.

 

Und dennoch will das Streben der Ahnen

uns an Grundsätzliches gemahnen.

Wir sind auf dem Weg, dem endlos weiten

nicht ganz allein, denn die Ahnen begleiten

uns mit Ihrer Botschaft von Hoffnung und Glauben:

Die ewige Heimat, die kann niemand rauben.

Galicia and the Times

 

Translated by Mary Johnson Corcoran 2018

 

In distant, long ago days

With trust in God and horse and carriage,

At that time a small group moved

From the Palatinate and the Saar

East into the land by the Bug

and pulled oxen in front of the plow.

 

Galicia was the land of dreams.

The trees there were growing up to the sky

promised the emperor in faraway Vienna.

There you could, with effort,

live free as a farmer

and strive for happiness in life.

 

But the first experience, accompanied by hardship,

was concern for daily bread.

Only the children enjoyed the fruits of the sowing.

But the people found common causes:

School and church were soon

the uniting foundation of the village.

 

With much effort and diligence much was accomplished

with Ukrainians and Poles in the neighborhood.

They continued to live in the German way:

saved a lot of guilders,

even spoke Palatine, Ukrainian, and Polish.

That’s how it went for a hundred and fifty years.

 

Then the country changed hands.

It was now ruled with a lack of judgment.

Some did not want to live under the hammer and sickle

and returned home to the German homeland

in freezing cold, with wagon and train,

finally arriving in Germany.

 

But on Polish land the settlement was ordered -

to the misfortune of the Germans and to the horror of the Poles.

After four years of work, the effort was in vain.

It followed with flight and the risk of life:

over the whole of Germany, in the middle of winter

this time Galicia’s children dispersed.

 

   With mourning they looked at Germany’s leftovers

and made the best of the misfortune.

Life went on, you try it again,

the Galician school was helpful…

The realization came soon – and now it weighs heavily:

the old Galicia – it no longer exists.

 

And yet, the aspiration of the ancestors wants

to remind us of the basics.

We are on the way, endlessly wide

Not alone, because the ancestors accompany

us with the message of hope and faith.

Nobody can take away that eternal home.